Ein Rant über
meine Bank ist notwendig. Fürs Online-Banking dort waren zuerst TANs, dann
indizierte TANs (iTAN) im Einsatz. Ich halte die indizierten TANs in Kombination mit Username und Passwort für ausreichend sicher, insbesondere, weil die iTAN-Liste die Merkmale eines Codebuchs aufweist. Noch dazu ist der Übermittlungsweg der iTAN-Liste aufgrund der speziellen Verpackung (undurchsichtiges, vor Durchschein-Angriffen mit einem S/W-Zufallsmuster geschütztes Kuvert, in die iTAN-Liste de facto nicht mehr knitterfrei zurück eingeführt werden kann) hinreichend vertrauenswürdig.
Vor ein paar Monaten wollten die mir doch allerdings "TAC-SMS" (Wikipedia nennt es
mobile TAN [mTAN]) anbieten. Das funktioniert dann so, dass man übers Online-Banking-Interface ein SMS an sein Handy anfordern kann, worüber dann ein 5 Minuten lang gültiger Code übermittelt wird. Abgesehen davon, dass als Übertragungsweg ein streckenweise unverschlüsselter und grundsätzlich als kompromittiert geltender Kanal verwendet wird, so steht als Angriffsvektor immer noch das Handy selbst da: einerseits könnte es gestohlen werden, andererseits könnte auf dem Handy eingeschleuste Schadsoftware das SMS direkt abgreifen. Das vormals physische Codebuch wird bei mTAN damit auf deutlich schwieriger auditbare Medien als bei TAN/iTAN verlagert. So weit, so schlecht.
Wirklich schlimm wird das ganze allerdings durch den Umstand, dass seit neuestem Überweisungen von Beträgen mehr als EUR 1000,- via iTAN bei der Sparkasse nicht mehr möglich sind. Das default sind übrigens EUR 300,- (damit könnte ich nicht mal meine Miete zahlen), und ich musste intervenieren, um das Limit hochgesetzt zu bekommen.
Ich frage mich echt, wer bei der Sparkasse für das threat modeling zuständig ist. Wahrscheinlich der gleiche Schlag Mensch, der auch die Vorteile von Wahlcomputern preisen würde. Oder doch jemand, der in einem Deployment von mTAN statt TAN/iTAN ein erhebliches Einsparungspotential sieht? Eigentlich will ich es garnicht wissen.