Nachdem gestern
Google Chrome veröffentlicht worden war, beschloss ich heute früh, diesen neuen Browser zu installieren und etwas auszuprobieren. Eine der ersten Tasks war, Google Chrome mit dem
SilkPerformer zu recorden. Also fügte ich Google Chrome als aufzunehmende Applikation hinzu, und startete den Recorder. Der Recorder startete wiederum Google Chrome. Ich fing an, eine URL in die Adressleiste einzutippen, und als ich gerade einmal ein paar Zeichen eingetippt hatte, sah ich plötzlich zu meinem Erstaunen, dass der SilkPerformer Recorder schon 8 Requests aufgenommen hatte. Sofort brach ich das Tippen ab (ich habe zu keinem Zeitpunkt die Return-Taste betätigt, d.h. keinen Requests abgesetzt), und ließ mir vom Recorder ein SilkPerformer-Skript generieren.
Das Ergebnis war folgendes BDL-Skript wie dieses (nachgestellt mit "
derstandard.at"):
transaction TMain
var
begin
WebCookieSet(
"PREF=ID=1fd95af95345140d:TM=1220426105:LM=1220426105:S=098Rr3a4YjkSTb3p; domain=.google.at; path=/; expires=Mon, 03 Sep "
"2018 08:10:14 GMT", "http://clients1.google.at/complete/search");
WebFormGet("http://clients1.google.at/complete/search", COMPLETE_SEARCH001, 0.75);
WebFormGet("http://clients1.google.at/complete/search", COMPLETE_SEARCH002, 0.58);
WebFormGet("http://clients1.google.at/complete/search", COMPLETE_SEARCH003, 0.00);
// Redirecting -> (redirection) http://www.google.at/
WebCookieSet(
"PREF=ID=8fd96e7a2a09b937:TM=1220426104:LM=1220426104:S=fCS4ygwXBU6hypcH; domain=.google.com; path=/; expires=Mon, 03 Sep"
" 2018 08:10:16 GMT", "http://www.google.com/");
WebUrlHead("http://www.google.com/", 0.39);
WebFormGet("http://clients1.google.at/complete/search", COMPLETE_SEARCH004, 1.41);
WebFormGet("http://clients1.google.at/complete/search", COMPLETE_SEARCH005, 0.92);
WebFormGet("http://clients1.google.at/complete/search", COMPLETE_SEARCH006, 0.83);
WebFormGet("http://clients1.google.at/complete/search", COMPLETE_SEARCH007, 0.53);
WebFormGet("http://clients1.google.at/complete/search", COMPLETE_SEARCH008);
end TMain;
dclform
COMPLETE_SEARCH001:
"client" := "chrome",
"output" := "chrome",
"hl" := "de",
"q" := "d";
COMPLETE_SEARCH002:
"client" := "chrome",
"output" := "chrome",
"hl" := "de",
"q" := "de";
COMPLETE_SEARCH003:
"client" := "chrome",
"output" := "chrome",
"hl" := "de",
"q" := "der";
COMPLETE_SEARCH004:
"client" := "chrome",
"output" := "chrome",
"hl" := "de",
"q" := "derst";
COMPLETE_SEARCH005:
"client" := "chrome",
"output" := "chrome",
"hl" := "de",
"q" := "derstand";
COMPLETE_SEARCH006:
"client" := "chrome",
"output" := "chrome",
"hl" := "de",
"q" := "derstanda";
COMPLETE_SEARCH007:
"client" := "chrome",
"output" := "chrome",
"hl" := "de",
"q" := "derstandard";
COMPLETE_SEARCH008:
"client" := "chrome",
"output" := "chrome",
"hl" := "de",
"q" := "derstandard.at";
Wie an diesem Skript gut zu erkennen ist, hat Google Chrome in der kurzen Zeit, in der ich "derstandard.at" in die Adressleiste eingetippt hatte, ohne jedoch einen tatsächlichen Request abzusetzen, 8 Requests an http://clients1.google.at/complete/search verschickt, jeweils mit dem aktuellen Inhalt meiner Adressleiste.
Meiner Meinung nach ist dieses Verhalten aus Privacy-Sicht äußerst kritisch zu beurteilen: Google Chrome zeigt bei Eingaben in der Adressleiste ein Verhalten ähnlich dem eines Keyloggers. Selbst Tippfehler, Korrekturen oder versehentlich eingegebene Daten (wem ist es nicht schon einmal passiert, z.B. Passwörter in einem falschen Eingabefeld eingegeben zu haben?) landen bei Google, und das noch dazu über eine unverschlüsselte Verbindung. Bisher hat Google ja schon etliche Daten über ihre User gesammelt, in Form von Sucheingaben. Dass nun aber auch einfach alles, was in ein bestimmtes Eingabefeld eingetippt wird, ohne dass der User explizit einen Request absetzen will, das ist schon eine neue Qualität. Selbst wenn es dafür eine Konfigurationsoption geben sollte, dieses Verhalten abzuschalten: das Default ist, dass jede Menge Daten über das, was ich in meine Adressliste eintippe, an Google gehen. Selbst annähernd genaue Timingdaten über das Tippverhalten könnten daraus gewonnen werden, und wie schon seit 2005 bekannt ist, kann diese Information verwendet werden,
um Personen an ihrem Tipp-Timing zu identifizieren.