Wenn eure Autorin Barbara Dribbusch herbeifantasiert, dass die Unzufriedenheit von 55 % der elfjährigen Mädchen mit ihrem eigenen Körper direkt mit dem "Glaubenssystem der Evolutionsbiologie" zusammenhängt, dann muss ich zuerst einmal er- und dann schnell das Lesen des Artikels abbrechen. Diese Behauptung ist an sovielen Punkten sowas von schwachsinnig, es ist unerträglich.
Zuallererst ist die Evolutionsbiologie kein Glaubenssystem (außer natürlich man bezeichnet wissenschaftlich fundierte Theorien als "Glauben" im Sinne von "die Theorie ist die bisher akkurateste Beschreibung der tatsächlichen Verhältnisse, aber nicht die absolute Wahrheit", aber das ist dann doch ziemlich diskreditierend). Desweiteren wird die menschliche evolutionsbiologische "fitness" nicht über moderne Schönheitsideale definiert: bis vor kurzem galt selbst in den westlichen Kulturen körperliche Fülle noch als Zeichen von Reichtum und Wohlstand (und tut es in etlichen anderen Kulturen, wie z.B. in Afrika und im Pazifikraum, immer noch). Das ist übrigens auch der Grund, warum etliche Großmütter auch noch heutzutage an ihren Enkeln bemängeln, sie wären so dünn, und sie müssten mehr essen. Und überhaupt ist "fitness" in der Evolutionstheorie kein binärer Zustand, sondern immer relativ zum jeweiligen (potentiellen) Partner zu sehen. Und zu guter letzt halte ich es sowieso für äußerst unwahrscheinlich, dass elfjährige Mädchen über die Zusammenhänge zwischen ihrem Körper und ihrer evolutionsbiologischen "fitness" reflektieren.
Tja, so eine plumpe, leicht zu widerlegende Scheiße gleich im allerersten Artikel dieses sonst so gut gelungenen und sehr ausgewogenen taz-Dossiers "Der neue Sexismus". Übrigens auch das erste Mal, wo ich einen differenzierten, ehrlichen Artikel zu weiblichem Sexismus gelesen habe. Gut gelungen, liebe taz, bis auf diesen einen Griff ins Klo.