Wie hier bereits vorher berichtet, ist meine Seagull eingegangen (naja, nicht so richtig, aber trotzdem tut sie nicht mehr so zuverlässig), als Ersatz dafür hab ich mir eine Yashica MAT 124 besorgt, durchchecken lassen, ein paar Monate damit Spaß gehabt, bis die Lufthansa die Kamera auf dem Weg von Berlin via Frankfurt nach Linz die Kamera im Gepäck zerstört hat. Und "zerstört" heißt: der Lichtschachtsucher ist abgerissen, insbesondere die Schrauben, die ihn am Gehäuse festgehalten haben, der Belichtungsmesser (das Highlight der Kamera) war eingedrückt, der Verschluss hat sich beim Auslösen nicht mehr geöffnet. Immerhin hat die Reiseversicherung, die bei der Kreditkarte dabei war, einen gewissen Teilbetrag anstandslos ausgezahlt.
Nun stand also eine Neubeschaffung im Raum, "tabula rasa", eine neue, robustere Mittelformatkamera. Ich hab mich die Tage davor schon informiert, was sich denn so alles tut auf dem Gebrauchtmarkt, und hatte ein paar verschiedene Modelle im Auge, von Zenza Bronica über Mamiya RB67 bis zu einer aufgemotzten Kiev 88 wie sie z.B. Wiese Fototechnik aus Hamburg vertreibt. Um mir mal ein wenig einen Überblick zu verschaffen, was sich auch bei den Fotohändlern so tut, bin ich gestern nachmittag dann auch noch zu Wüstefeld in Spandau gefahren, und habe dort - neben einigen eher uninteressanten MF-Kameras - ein Prachtstück gefunden, und zwar eine Mamiya C330 mit 80mm- und 135mm-Objektiv, in einem gut erhaltenen Zustand, zu einem so guten Preis, den ich sonst wo nirgendwo gesehen habe. Also hab ich mich spontan entschlossen, diese Kamera zu nehmen.
Die Mamiya C330 ist wie ihre zwei Vorgängerkameras eine TLR, also eine doppeläugige Spiegelreflexkamera, jedoch größer, robuster und schwerer als die meisten anderen Modelle dieser Bauart. Noch dazu hat die Mamiya C-Serie ein paar einzigartige Merkmale, die man sonst bei keiner anderen TLR findet. Zum einen ist es die einzige TLR-Modellserie mit Wechselobjektiven - während selbst Rolleiflex nur 80mm-Objektive drauf hat, kann man hier auf mehrere Objektive im Bereich von 55 bis 250mm zurückgreifen. Zum anderen ist die Kamera mit einem so riesigen Balgen ausgestattet, dass man selbst mit dem 80mm-Standardobjektiv sich mit der Linse bis auf ca. 15 cm an Objekte annähern kann (ein Korrekturfaktor zur eventuellen Anpassung von Blende oder Belichtungszeit wird im Sucher angezeigt). Außerdem findet man ein paar nette Features, so klappt etwa das hintere Teil zum Laden des Films nach unten statt wie sonst nach oben, was das Laden selbst deutlich erleichtert. Außerdem spult man mit einer Kurbel vor, wobei aber trotzdem die Möglichkeit für Mehrfachbelichtungen gegeben wird.
Insgesamt bin ich mit der Neuanschaffung ziemlich zufrieden, die Mamiya C330 scheint auf jeden Fall ein richtiges Arbeitstier zu sein. Morgen wird die Kamera von mir noch genauer ausgetestet werden.