Monday, October 4. 2004
Sprache wird von denen geformt, die sie verwenden. Sprache kann und soll nicht kuenstlich beeinflusst werden, da sie sich dadurch dem natuerlichen Gebrauch derer, die sie auch tatsaechlich verwenden, immer weiter entfernt. Sprache wird beeinflusst, von kulturellen Veraenderungen, von anderen Sprachen, von einer sich veraendernden Art und Weise der Menschen zu denken. Man kann mit ihr spielen, sie formen, sie gebrauchen, sie missbrauchen, mit ihr ausdruecken.
Die deutsche Sprache war immer schon von anderen Sprachen gepraegt, und wurde von denen gepraegt, die sie auch verwendet haben. Sie hat viele Jahrhunderte ueberstanden, mit etlichen Veraenderungen, Dialektbildungen, immer wieder sich wandelndem Vokabular.
Gerade das Spiel mit ihr fasziniert, auf immer neue, kreative Art und Weise, neue Facetten der deutschen Sprache zu entdecken. Den Dialekten und Mundarten zu lauschen, sie versuchen zu erkennen, zu verstehen, zu imitieren, das ist es, was die deutsche Sprache so spannend macht. Ueber die zahlreich vorhanden Redundanzen nachdenken, die reiche Anzahl an Synonymen, die es so interessant machen, die deutsche Sprache zu verwenden, kleinste Unterschiede auszudruecken, die in anderen Sprachen nur muehselig beschreibbar sind.
Bin ich der einzige, der diese Begeisterung fuer seine Muttersprache zeigt? Warum gibt es soviele, die Reinheit fordern? Eine Reinheit, die nie gegeben war, da immer andere Einfluesse vorhanden waren. Eine kuenstliche Reinheit, die etwas Vorhandenes, langwierig in einem evolutionsartigen Prozess Geschaffenes und Geformtes, versucht zu entfremden, und dabei selbst entfremdet von denen, die sie eigentlich verwenden. Warum soll kein Wort, so praktisch, kurz, praegnant und allgemeinverstaendlich es auch heute sein mag, ein deutsches Wort werden, wenn es einer anderen Sprache entstammt? Ist der Wunsch, die Sprache so zu halten, wie sie vorher war, einfach nur Konservatismus, oder ist es Xenophobie, Angst vor dem Fremden, das immer mehr Einfluss
auf uns nimmt? Zeigt diese Angst nicht nur eine Angst vor einer sich veraendernden Sprache, sondern auch eine Angst vor einem Bildungssystem, das sich veraendert hat, weltoffener geworden, Weltoffenheit unterrichtet, und dessen Schueler mit der Idee einer grossen, verbundenen Welt infiziert wurden, in der jeder Punkt der Erde leicht zu erreichen ist, und an dem man sich meist ohne grosse Probleme verstaendigen kann, weil diese Internationalisierung nicht nur ein lokales Phaenomen geblieben ist, sondern auch wirklich international geworden ist?
Ich bin nicht imstande, diese Frage zu beantworten. Ich weiss nur soviel: Sprache wird von denen geformt, die sie verwenden, und nicht von denen, die sie studieren, oder gar am lautesten schreien.
As you can see, synflood.at is online again! Downtimes are a bad thing...
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