Vergangenen Freitag hab ich mir das Buch "
Das Hitler-Syndrom" von Eric Frey zugelegt. Das Buch versucht zu erklären, warum das Verhalten der meisten Länder in Sachen Aussenpolitik entweder durch das "München-Syndrom" (Krieg um jeden Preis verhindern) oder das "Hitler-Syndrom" (böse Tyrannen müssen um jeden Preis gestürzt werden) geprägt sind, um warum keines der beiden Extreme in der Praxis funktioniert. Weitere interessante Details sind die Erklärung, warum der Kampf gegen den Terrorismus so schwierig ist, und warum sich Amerika
entweder für eine konsequente Durchsetzung der Doktrin der "preemptive strikes"
oder oder für die Erhaltung der eigenen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit entscheiden kann, aber nicht für beides gemeinsam. Interessant auch die Theorie, dass die demokratische Staatsform durch ihre Diskussionskultur (verglichen mit totalitären Systemen und Diktaturen) Konflikte eher entspannt als aufbaut, gestützt durch das Faktum, dass bis jetzt noch kein einziger Krieg zwischen zwei Demokratien geführt wurde, sondern immer zwischen einer Demokratie und einer Diktatur oder einem totalitären System oder zwischen zwei Diktaturen/totalitären Systemen (zugegeben, der Autor schließt einen derartigen Konflikt in Zukunft nicht völlig aus). Informativ auch die ideologiefreie Abhandlung zum Nahost-Konflikt unter Einbezug der vorher im Buch erörterten Theorien.
Kurzresümee: das Buch ist äußerst empfehlenswert, weil der Autor durch das Verwenden von Metaphern aus der Spieltheorie, "Raubtieren und Bienenschwärmen" sowie dem Umgang mit verschiedenen Bärenarten eine ungewöhnliche, irgendwie erleuchtende und trotzdem nicht simplifizierende Betrachtungsweise ermöglicht, die eine durchaus neue Sicht auf die Politik und Konflikte der letzten 100 Jahre eröffnet.