In letzter Zeit, vor allem nach Anschaffung eines eigenen Filmscanners, habe ich wieder angefangen, Schwarz-Weiß-Film selbst zu entwickeln. Da liest man immer wieder nach, was denn andere so schreiben über das Entwickeln von Film, und jedes Mal, wenn ich ein neues, anderes Tutorial finde, schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen. Egal, als wie einfach und "für Einsteiger" so Beschreibungen bezeichnet werden, es findet sich immer wieder unnötiger Mist da drinnen, der insbesondere für Einsteiger und Anfänger viel zu verwirrend ist oder nur dazu dienen soll, den Verkauf von unnötigem Scheiß zumindest ein bisschen anzukurbeln. Meine Beobachtungen waren die Motivation, diesen Text mit meinen Gedanken und Tipps zum diesem Thema zusammenzuschreiben, basierend auf meinen Erfahrungen. Ich behaupte nicht, von der Materie was zu verstehen, aber immerhin beherrsche ich es gut genug, um meine eigenen Filme selbst zu entwickeln. Achja: durch den ganzen Text zieht sich eine "FUCK THAT SHIT!"-Einstellung, auf Genauigkeit und Dogmen wird geschissen.
Der Anfang
Also, man hat also einen Schwarz-Weiß-Film belichtet (ich kann hier nur von 120er-Rollfilm sprechen, 135er interessiert mich eher wenig). Man will den Film entwickeln, früher hätte man auch noch Abzüge davon gemacht, heutzutage bietet es sich eher eine Digitalisierung an, letztendlich will man die Bilder ja sowieso im Computer haben.
Die Entwicklerdose
Zum Entwickeln benötigt man zuerst ein lichtdichtes Gefäß, eine Entwicklerdose, bei der man den Film in eine Spule einwickeln kann. So Entwicklerdosen gibt's um EUR 20 bis 30, und sind so flexibel, dass man 135er- und 120er-Film darin entwickeln kann. Das Einspulen ist der einzige Schritt, wo man tatsächlich einen vollständig abgedunkelten Raum braucht. Eine Anleitung, wie das Einspulen geht, liegt bei, und selbst ich mit meinen halben Wurstfingern habe das bisher immer noch geschafft. Als abgedunkelten Raum verwende ich meine fensterlose Toilette, die nicht lichtdichten Schlitze decke ich mit Handtüchern ab. Das hat bisher noch immer funktioniert. Nach dem Einspulen die Dose schließen und fertig.
Das Entwickeln
Am einfachsten ist es, man besorgt sich einen Entwickler wie Rodinal (bzw. Entwickler "nach Agfa-Formel") und verdünnt die entsprechend der Anleitung mit handwarmem Wasser. Die genaue Wassertemperatur ist nicht wichtig, wenn man Leitungswasser verwendet, sollte man es so einstellen, dass es sich auf der Haut weder warm noch kalt anfühlt. Wer's genauer haben will, lagert einfach destilliertes Wasser in einem Raum, in dem ein Thermometer hängt, bei mir ist das z.B. das Badezimmer, das relativ konstant 21°C hat. Destilliertes Wasser hat noch andere Vorteile, dazu später mehr. Den verdünnten Entwickler füllt man in die Entwicklerdose, schließt die und folgt den Entwicklungsanweisungen, die sich auf der Entwicklerverpackung finden (z.B. "die erste Minute ständig kippen, danach alle 30 Sekunden"). Die Gesamtentwicklungsdauer für den passenden Film und die gewählte Entwicklerverdünnung kann man z.B. mit der Timer-Funktion von seinem Handy messen, danach Entwickler abgießen.
Das Stoppen
Stoppflüssigkeit ist Bullshit. Mit jedem Entwickler, mit dem ich bisher gearbeitet habe (Rodinal, und dann noch irgendein Auflöspulver von Ilford), hat es vollkommen genügt, zum Stoppen Wasser zu verwenden. Einfach ein paar Mal hintereinander Wasser einfüllen und wieder ausgießen, um die Entwicklerreste wegzuspülen.
Das Fixieren
Die Fixierflüssigkeit wird ähnlich wie der Entwickler zubereitet (die Verdünnungsverhältnisse und die empfohlenen Fixierzeiten stehen auch wieder auf der Verpackung), genauso eingefüllt und es wird analog gekippt und gewartet, dann ausgegossen.
Das Endwässern
Genauso wie das Stoppen mit Wasser, nur länger, um die Reste vom Fixierer zu entfernen.
Das Aufhängen und Trocknen
Normalerweise wird jetzt noch empfohlen, das ganze mit Netzflüssigkeit zu behandeln, damit das Wasser besser abrinnt. Das ist Bullshit. Ich hatte selbst mit dem relativ kalkhaltigen Berliner Wasser noch keine Probleme von Kalkflecken auf Film, wer ganz sicher gehen will, kann auch einfach als letzten Durchgang bei der Endwässerung destilliertes Wasser verwenden. Nach dieser (optionalen) Behandlung einfach den Film aus der Entwicklerdose nehmen, mit Wäscheklammern aufhängen (auch unten als Gegengewichte, damit sich der Film nicht einrollt und Wasser ordentlich abtropfen kann) und ein paar Stunden warten, bis der Film getrocknet ist. Dann den Film schneiden und einscannen, und fertig ist man.
Das Material
Hier ein paar Empfehlungen von Material, mit dem ich bisher gute Erfahrungen gemacht hab.
Entwicklerdose:
dieses Modell bei Foto Impex genügt für 135er- und 120er-Film.
Entwickler: Rodinal ist in Ordnung. Ich verwende den "
R09 One Shot", wie ihn Monochrom verkauft.
Fixierer: ich verwende derzeit
Silberthio ph5, wie ihn Monochrom verkauft, vorher hatte ich den
Ilford Rapid Fixer im Einsatz. Beide funktionieren.
Film: Ilford HP5, Kodak T-MAX 100 und 400 sind gut, wobei ich generell das Trägermaterial von Kodak etwas dünn finde, was das Handling beim Einscannen ein bisschen erschwert. Explizit abraten kann ich nur von den Fomapan-Film, die haben ein derartig grobes Korn, dass es zum Speiben ist. Die Filme sind nicht mal die wenigen Euro, die sie kosten, wert, höchstens als Experimentierfilm in Lochkameras o.ä.
Zusammenfassung
Letztendlich ist das Entwickeln von Schwarz-Weiß-Film deutlich leichter als vielfach nachzulesen, sofern man nicht dem Wahn verfällt, superexakt zu arbeiten. Schwarz-Weiß-Film hat sowieso soviel Spielraum, dass dies garnicht notwendig ist, und eigentlich nur dem Spaß verdirbt. Wen's interessiert, einfach ausprobieren. Für ganz Experimentierfreudige kann ich statt dem fertigen Entwickler was "selbstgepantschtes" empfehlen, und zwar Caffenol, das sind auf einen halben Liter Wasser acht Teelöffel Instantkaffee und zwei Teelöffel Soda (Natriumcarbonat), mit einer Entwicklungszeit von etwa 25 bis 30 Minuten.