Tja, seit gestern ist es in den Nachrichten, nämlich dass es
wesentlich weniger Tschernobyl-Tote gegeben hat als anfangs befürchtet. Wie diese Zahlen zustande kommen: ich weiß es nicht. Was ich jedoch dazu schildern kann, ist, was sich nach Tschernobyl im Kollegenkreis meines Vaters abgespielt hat:
Eine (damaliger) Arbeitskollege und guter Freund meines Vaters war damals, relativ kurz nach der Tschernobyl-Explosion, bei einem Manöver des österreichischen Bundesheers dabei, und kam dabei voll in den radioaktiven Niederschlag. Relativ kurze Zeit danach (genauere Zeiten weiss ich leider nicht mehr, mir wurde das nur vor einiger Zeit von meinen Eltern geschildert) dieser ansonsten vollkommen gesunde Mann schwerstens an Krebs (Hodenkrebs war es, wenn ich mich recht erinnere), und Chemotherapie sowie Bestrahlung zeigten keine Wirkung. Schließlich ist er am Krebs gestorben.
Seine Hinterbliebenen, im speziellen seine Frau, haben dann versucht, vor Gericht Schmerzensgeld zu erstreiten, es ging da nämlich auch um eine eventuelle Mitschuld der Republik Österreich durch unterlassene Information über die bevorstehende Gefahr. Das scheiterte letztendlich, und zwar meiner Information nach, weil das Gericht keinen kausalen Zusammenhang zwischen Tschernobyl und der Krebserkrankung sah. Ich nehme an, dass dieser Todesfall wohl nicht zu den Tschernobyl-Todesfällen gezählt wurde, immerhin wurde er schon nicht von den österreichischen Gerichten als solcher anerkannt.
Der gesamte Bericht ist übrigens
hier einsehbar. Als besonders zynisch ist mir dabei folgender Satz aufgefallen:
It should be noted that the average doses received by residents of the territories contaminated by Chernobyl fallout are generally lower than those received by people who live in well known areas of high natural background radiation in India, Iran, Brazil and China.
Hmm, wo hab ich sowas ähnliches nur gelesen? Das muss wohl in
Wallraff's "Ganz unten." gewesen sein, als der Subunternehmer den illegalen Arbeitern erzählt hat, die Strahlung im AKW wäre harmlos, "so wie 2 Wochen Strandurlaub".