In den letzten paar Tagen wird in Deutschland ja über den wirklich unsinnigen Plan diskutiert,
Hartz-IV-Empfänger als Wachpersonal in öffentlichen Verkehrsmitteln einzusetzen. Da ich ja für einige Zeit ein bisschen in dieses "Business" reinschnuppern durfte (beim Bundesheer Wachausbildung inkl. passender Schießübungen, dann ca. 10 Wachbereitschaften in 4 Monaten), meine ich, ein bisschen was dazu sagen zu können.
Ein so ein Wachdienst ist ja mit ein paar Rechten und Pflichten verbunden, die primäre Aufgabe in meinem Fall war es, Angriffe auf das Kasernengelände sowie Personen und militärische Rechtsgüter sowie andere subversive Bedrohungen abzuwehren. Dazu gehört einiges an rechtlichem Background, und es wird einer Wache relativ viel Verantwortung übergeben. Während der Wache muss man natürlich immer korrekt handeln, bei Ernstfällen verhältnismäßige Aktionen setzen, sonst kann es schnell passieren, dass man ein Wachvergehen passiert. Vor allem bei so Dingen wie Waffengebrauch ist das sehr sehr heikel (Achtung: Waffengebrauch != schießen, ein Waffengebrauch kann schon ein festeres Rempeln sein, siehe §§
17 und
18 Militärbefugnisgesetz). Alles in allem ist der Wachdienst ein eher anstrengender Job, zu dem viel Konzentration und Selbstbeherrschung dazugehört, um sowohl die notwendige Wachsamkeit als auch die erforderliche Verhältnismäßigkeit an den Tag zu legen.
Und natürlich ist es auch so, dass man mit der auferlegten Verantwortung auch einen gewisses Maß an Gewalt oder "Macht" zur Verfügung hat, um den Wachauftrag auch dementsprechend durchzusetzen.
Wenn ich mir jetzt überlege, in welchem geistigen Zustand sich der durchschnittliche Hartz-IV-Empfänger befindet, nämlich frustriert ob der schlechten Bezahlung, des aufgezwungenen Jobs, so sehe ich nicht das nötige Engagement, dass diese Aufgabe dann auch dementsprechend erfüllt wird. In Ausbildung wird bei diesen Hilfs-Sheriffen ja wohl kaum investiert werden, und zu was schlecht ausgebildetes Wachpersonal führen kann, weiß man nur zu gut seit dem
Stanford-Prison-Experiment. Macht und die Möglichkeit der Machtausübung führt ohne die notwendige Disziplin und ohne unmittelbare Kontrolle (nicht ohne Grund ist bei der Wache meist der OvT in der Nähe, und in größeren Kasernen ist der Wachkommandant sowieso ein Soldat im Unteroffiziersrang) schnell zu Machtmissbrauch.
Und das ist genau der Punkt, warum der Vorschlag, Hartz-IV-Empfänger als Wachpersonal einzusetzen, äußerst fragwürdig ist. Abgesehen davon, dass ein gewisses Blockwart-Klima aufkommen würde, es würde nichts bringen, sondern nur Probleme herbeiführen. Nein, was man in Hollywood-Szenarien wie einem Attentat auf öffentliche Verkehrsmittel braucht, sind couragierte Bürger, welche die ihnen bereits durch bestehendes Recht zugesicherten Möglichkeiten, einzugreifen, nutzen, nämlich in Form des "Festhalterechts" oder "Jedermannrechts", welches in Österreich in § 86 Abs. 2 Strafprozessordnung geregelt ist.