Friday, March 24. 2006
"Wie groß ist die Chance?" "99,9 periodisch Prozent" "Aber nicht 100 Prozent!" Bravo, liebe Drehbuchautoren, so verkackt wie ihr mit grundlegenden mathematischen Dingen hat es bis jetzt kaum einer!
Thursday, March 23. 2006
Heute hatte ich als Beifahrer eines PKW einen Auffahrunfall. Keine Angst, mir ist nichts passiert. Das ganze ist ja eine ziemlich kuriose Geschichte. Anfangen hat es damit, dass auf dem Parkplatz der Stellungskommission ein Mann und seine (vermutlich) Ex-Freundin einen heftigen Trennungsstreit hatten, wobei der Mann sogar versucht hat, die Frau mit seinem BMW zu überfahren, bei beiden Versuchen jedoch knapp davor stehengeblieben ist. Ein Kamerad rief darauf den OvT, der den Mann wegschickte (der Parkplatz gehoert ja schon zur Kaserne). Nachdem sich das aufgelöst hat, bin ich dann mit einem Kameraden zu dessen Auto gegangen, und aus der Kaserne rausgefahren.
Bei der nächsten Ampel sind wir stehengeblieben, und haben gewartet, bis sie auf grün schaltet. Auf einmal - peng! - knallt uns von hinten voll einer rein. Ich drehe mich um, und sehe: es ist der Typ vorhin vom Parkplatz, mit seinem BMW! Er verzieht komisch das Gesicht. Plötzlich kriegt es mein Kamerad mit der Panik zu tun, und rast mit dem Auto davon. Ich drehe mich noch einmal um, und sehe, wie jede Menge schwarze Plastiksplitter auf die Fahrbahn fallen, und der BMW in eine Streusplittbox reinfährt. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die nächste Polizeistation, wo mein Fahrer, unter Schock stehend, die Situation schildert. Die Beamten dort rufen einen Streifenwagen, und schicken uns zurück zum Unfallort. Man muss dazu sagen, dass mein Kamerad einen bewussten "Anschlag" auf sich vermutet hat, und sich deswegen (noch dazu in Kombination mit dem Schock) extrem gefürchtet hat vor dem Fahrer des anderen Wagens.
Wie wir also hin sind, waren da schon zwei Polizisten, die den Unfallfahrer befragt haben, sowie die Unfallstelle per Digicam dokumentiert haben. Insgesamt beschädigt wurden: zwei auf der Seite parkende Autos, mit deutlichen Schleifspuren im Lack, zwei auf der Seite stehende Mofas mit Totalschaden, sowie die eingangs erwähnte Streusplittbox, und natürlich das Autos meines Kameraden, welches allerdings nur minimalste Schäden davongetragen hat. Nach ein paar wenigen Minuten traf dann auch schon das Unfallkommando ein, die alles vermessen und dokumentiert haben. Die zwei Polizisten, die zuerst dort waren, haben den Unfallverursacher mitgenommen, zum Alkotest, der allerdings, wie wir später erfahren haben, 0,0 Promille ergeben hat.
Das Unfallkommando hat dann schließlich noch die Aussage meines Fahrers sowie meine Daten aufgenommen. Wir sind dann mal zurück in die Stellungskommission gegangen, und nach einer Beruhigungszeit wirklich heimgefahren. Voraussichtlich morgen geht's übrigens zur Einvernahme zur Polizei, natürlich in Uniform. Da darf ich dann noch einmal den ganzen Ablauf schildern.
Monday, March 20. 2006
Tja, kaum hab ich mir das neue Buch von Wladimir und Olga Kaminer (immerhin schon sein zehntes Buch, und ich habe sie alle!!1!) zugelegt, schon hab ich es auch schon ausgelesen, und sogar ein paar Rezepte gefunden, die ich nachkochen möchte. Zum Beispiel das "geschmorte Herz" aus der lettischen Küche, wobei ein zerschnittenes Rinderherz mit Speck gespickt, gebraten, und dann mit allerlei Zutaten geschmort wird, nicht nur, weil es ziemlich lecker klingt, sondern weil das auch mal eine Gelegenheit ist, ein echtes Herz auseinanderzunehmen (die Anatomie und Physiologie des Herzenes an Plastikmodellen ist nicht so wirklich spannend). Auf jeden sehr unterhaltsam, und äußerst empfehlenswert, so wie eigentlich alle Kaminer-Bücher bisher.
Und weil wir grad beim Thema sind: die Russendisko hat jetzt auch ein Blog, das einen in Sachen Terminen immer up-to-date hält.
Und noch eine weitere Kuriosität: wenn man nach "wladimir kaminer" (egal ob mit oder ohne Quotes) im Google Image Search sucht, was ist dann der erste Hit? Das Bild von Kaminer und mir, das ich vor über einem Jahr in meinem Blog veröffentlicht habe. Das ist hart.
Tuesday, March 7. 2006
So, seit 18:00 hab ich meinen ersten ChvT-Dienst (Charge vom Tag, eine Art militärischer Portier) in der SteKo Linz. Der Unterschied zu dem bisherigen einen ChvT, den ich im SanAusbZg zu schieben hatte, ist, dass ich Internet sowie Fernsehen zur Verfügung habe, und (nonanet) darf ich mein Notebook verwenden. Und da kommen dann so Sachen raus wie ein Programm, das mir ausrechnet, wie meine aktuelle Lage (für alle Outsider: die Anzahl der Tage bis zum Abrüsten) berechnet.
Im übrigen wollte ich schon längstens Adjustierungs-pr0n Fotos von mir mit diversen Ausrüstungsgegenständen und Uniformteilen veröffentlichen, leider hab ich bis jetzt immer meine Digicam vergessen. Naja, in den nächsten paar Tagen. Versprochen.
Wednesday, March 1. 2006
Gestern hatte ich meine kommissionelle Prüfung zum Ordinationsgehilfen, die ich natürlich geschafft habe. Wir wurden dann sofort in die Stellungskommission Linz versetzt. Heute war also der erste Tag in der Stellungskommission: um 7:00 Standeskontrolle, um 11:00 Mittagessen, Pause bis 12:00, und dann Dienstschluss um 15:00 - 15:15. Praktisch war es allerdings so, dass wir um ca. 13:15 schon fertig waren.
Leider gibt's noch keinen Überzeitschein, aber immerhin gibt's hier in der Stellungskommission WLAN, d.h. ich komm auch unter der Woche ans Netz, was das ganze wesentlich angenehmer macht. Insgesamt also ein wirklich angenehmer Dienst.
Friday, February 17. 2006
Falls sich jemand fragt, warum ich letztes Wochenende nicht gebloggt habe: ich hatte den Klassiker der Scheissarbeit, einen sog. SamSon-Chargendienst. Das heisst, ich musste letzten Samstag von 18:00 bis Sonntag 18:00 Portier spielen, also war mein Wochenende echt für den Arsch.
Die Ausbildung als Ordinationsgehilfe ist übrigens relativ hart, die erste Woche bestand teilweise noch aus Exerzierdienst (um uns zu disziplinieren), und während diese Woche mittlerweile wesentlich angenehmer abgelaufen ist, so sind die Dienstzeiten trotzdem fast unerträglich: meist bis 22:00 Uhr, und jede Menge Stoff, von dem ich vorher null Ahnung hatte, wie z.B. Einführung in die Anatomie, Einführung in die Hygiene (mit so tollen Themen wie Infektiologie und Sterilisation/Desinfektion) und Sanitäts-Schriftverkehr. Am Donnerstag hatten wir dann eine Einführung in den Stationsbetrieb in der Stellungskommission, eine sehr angenehme und wenig anstrengende Tätigkeit.
Heute muss ich dann noch in die Kaserne zurück, morgen dann noch 2 fette Stunden Unterricht, und um 12:30 kann ich dann endlich wirklich ins Wochenende gehen.
Saturday, February 4. 2006
Zumindest die "Allgemeine Basisausbildung", vulgo Grundausbildung. Die dauert normalerweise 6 Wochen, aber da ich künftighin in der Stellungskommission in Linz tätig sein werde, durfte ich schon gestern, nach der Angelobung (welche übrigens schnell vorüberging, wegen der Kälte, da redet keiner lange...), ein paar Station des Versetzungsbetriebs durchlaufen, meine Bettwäsche abgeben, eine Verlustmeldung machen (Rückstrahlklemme im Wert von 30 Cent verloren) und die vor Öl triefende StG 77 inkl. Magazinen, Munitionstaschen, Schutzmaske und Schutzanzug abgeben, schon vorgestern meinen "Kampfanzug 3" (= alles, was im Spint verstaut ist, insgesamt wohl ca. 30 bis 35 kg) zusammenpacken, und mir gestern abend bei der Befehlsausgabe noch den (mündlichen) Marschbefehl abholen. Ab Montag, 07:30, bin ich dann noch für 3 (oder 4?) Wochen in der Sanitätsanstalt in Hörsching, zur Ordinationsgehilfen-Ausbildung, und dann geht's ab in Stellungskommission in Linz.
Überhaupt nicht vermissen werde ich meine StG 77, mit der ich grad mal 29 Schuss abgegeben habe (2 KMun, 27 scharf), sowas das Reinigen ebendieser (egal, wie oft man die über Nacht einölt und reinigt, das Öl zieht immer noch Dreck raus), obwohl, das auseinandernehmen/zusammensetzen (besonders auf Zeit) war schon auch immer nett, hingegen ein bisschen vermissen werde ich die Schutzmaske, ein wirklich lustiges Teil, mit der es nicht nur lustig ist zu atmen (besonders nach einem Sprint, nach dem man dann sofort die in die Einzelteile zerlegte StG wieder zusammensetzen darf), sondern die auch bei ABC-Selbstschutz-Übungen draussen in der Kälte Wärme gespendet hat.
Ach ja, im übrigen wollte ich noch anmerken, dass ich mich die letzten 4 Woche ziemlich durchgemogelt habe: am Ende der ersten Woche schon eine Befreiung von Sport, Marsch und Gefechtsdienst (SMG), dann eine kleine Sportverletzung, die mich weitere zwei Wochen SMG-befreit hat, dann der Marsch, durch den ich noch die letzte Woche eine SMG-Befreiung sowie bis vorgestern eine Befreiung von hohen Schuhen (= Tragen von Turnschuhen zum Dienstanzug) gekriegt hab. Mitgemacht hab ich genau 0 Gefechtsdienste (grad bei den derzeitigen Aussentemperaturen sehr gut), gerade mal einen Marsch, den ich nach 10 km abbrechen musste, sowie einmal Scharfschiessen. Eigentlich war das eh schon fast zuviel. Und die restliche Zeit wird jobprofilmässig eher Zivildienst als irgendwas militärisches sein, abgesehen von Uniform tragen und Salutieren.
Sunday, January 29. 2006
Diese Woche war nicht wirklich viel los, ausser folgendem: zum einen haben wir am Dienstag das erste Mal scharf geschossen. Vier "Schulschießübungen", die erste davon zum Adjustieren der Zieleinrichtung (9 Schuss), die zweite, ob die Adjustierung gut genug ist (4 von 6 Schuss getroffen). Dann die dritte, abwechselnd links-rechts auf Klappscheiben (6 von 6 Schuss getroffen), und mit "Kampfanzug 1" angezogen. Die vierte und letzte war wie die dritte, nur dass wir zusätzlich noch die Schutzmaske tragen mussten, was insbesondere das Zielen deutlich erschwert (4 von 6 Schuss getroffen).
Am Mittwoch hatte ich wieder mal eine Befreiung für den Gefechtsdienst, d.h. ich musste diesmal in der Küche abwaschen mithelfen, was bei einer automatischen Waschstraße mit Fließband ziemlich stressig werden kann. Donnerstag und Freitag stand dann ein 16-stündiger Erste-Hilfe-Kurs, der in weiten Teilen recht interessant war, am Plan. Und der Abschluss folgte gestern mit einem 15-km-Marsch, wobei ich mir da knapp nach der 5-km-Etappe zwei größere Blasen an den Fersen aufgewetzt habe, und erst wieder bei der 10-km-Etappe ein Sanitäter verfügbar war. Das heißt, ich bin knapp eine Stunde mit extrem schmerzenden Blasen herumgelaufen. Eine davon hat sogar geblutet, weswegen mich der Sanitäter dann auch gleich in die Kaserne zurückfahren hat lassen. Tja, das wird wohl morgen ein Besuch in der Sanitätsanstalt, da das Gehen heute, Sonntag, immer noch extrem schmerzhaft ist.
Saturday, January 21. 2006
Echt geil Tränengas abgekriegt nach der Hauptdichteprüfung der Schutzmaske, weil die Leute von der ABC-Abwehrkompanie (die "Profis" in dem Bereich!) es nicht geschafft haben, uns, im Schutzanzug 87, von einfachem Tränengas zu dekontaminieren. Ausserdem hab ich gestern beim Waffen- und Schiessdienst fett viele Fehler gemacht, und es als einziger geschafft, mit Exerziermunition (Kunststoffhülle mit Vollgummifüllung, natürlich ohne Treibladung) eine Ladehemmung zustande zu bringen. Und natürlich hab ich jede Menge Exerziermunition rausrepetiert. Die Handhabung eines StG 77 macht eben doch nicht soviel Spaß, wenn strikte Vorgänge zum Halbladen, Laden und Entladen inkl. entsprechender Befehle und Meldungen einzuhalten sind (trotzdem werden mich sicher etliche Counter-Strike-Zocker darum beneiden, dass ich so eine Waffe im Spint habe). Ausserdem musste ich mir in einem völligen Willkürakt meine völlig Haarschnitterlass-konformen Haare noch kürzer schneiden, nur weil der DfUO einen schlechten Tag hatte.
Ach ja: Befreiungen zu haben ist nicht wirklich cool, ich hatte eine von Mittwoch bis Freitag, wegen einer Sportverletzung, und musste einen Tag lang in der Kleiderkammer Regenüberzüge (für Insider: nicht die leichte Feldjacke aus Goretex-Material, sondern die Regenhaut, die hinten auf den KAz 1 geschnallt wird) zusammenlegen, und alte, deren Innenseiten schon zusammengeklebt sind, aussondern. Der älteste Regenschutz war übrigens von 1979, der neueste grad mal von 1990.
Und noch was: seit heute darf ich in Uniform die Kaserne verlassen, sogar mit grünem Barett als Kopfbedeckung. Das macht wenigstens was her. Die Hasen werden trotzdem nicht Schlange stehen, und das Bundesheer wird mir dadurch auch nicht sympathischer. Aber wenigstens hat das ganze ein Ablaufdatum: nach Ende der Grundausbildung werde ich nämlich (höchstwahrscheinlich) die restliche Zeit in der Stellungskommission in Linz verbringen. Das wird dann eine ruhige Zeit, und ich kann wieder daheim schlafen.
Sunday, January 15. 2006
Die erste Woche Grundausbildung hab ich überstanden. Allerdings darf ich bis nach dem 8. 7. 2006 (mein voraussichtlich letzter Tag GWD) nichts sagen, das das Ansehen des Bundesheers in der Öffentlichkeit schädigt, also auch keine Berichte, ob und inwiefern das Bundesheer (bzw. die Teile, mit denen ich bisher Kontakt hatte) schlecht ist. Sorry.
Monday, January 9. 2006
Ehrlich gesagt stört es mich sehr, dass in meinem letzten Blogeintrag in den Kommentaren eben jener Eintrag als "Bundesheer-Rant" bezeichnet, und sollte doch mal wer aufzählen, was gut ist beim Bundesheer. Ich sehe das als Aufforderung, mal so wirklich über das Bundesheer und die Wehrpflicht zu ranten.
In Österreich hat man in der derzeitigen Situation die Wahl, entweder Grundwehrdienst abzuleisten, oder alternativ Zivildienst. Es ist verpflichtend, eines der beiden zu machen, auser es wird festgestellt, man ist untauglich, ausserdem muss fuer den Zivildienst eine Erklaerung abgegeben werden, dass man nicht mit Waffen hantieren will etc. blabla. Doch warum ist das so? Wenn man dies hinterfragt, so heisst es meistens, jeder müsse einen Beitrag zur Verteidigung des Vaterlandes leisten, und es gäbe einen Konsens dazu.
Und genau hier möchte ich einhaken. Wenn man die derzeitige Generation an Wehrpflichtigen fragt, warum sie das machen, so lautet die Antwort meist "weil man's machen muss". Tatsache ist, dass es niemanden wirklich interessiert, das Vaterland mitzuverteidigen, ausser den Militaristen, die aber sowieso freiwillig zum Bundesheer gehen. Der erwähnte "Konsens" ist ein synthetischer, konstruierter, der vielleicht vor 50 Jahren einer war, als Bevölkerung und Politik noch bis vor kurzem andere, extremere Situationen in Erinnerung hatten, und als die internationale Bedrohungslage noch eine völlig andere war. Dieser "Konsens" wurde kodifiziert, kann aber meiner Meinung nach in der heutigen Situation als nicht mehr zeitgemäß anerkannt werden.
Um an ein bekanntes Zitat anzuspielen: Österreich wird nicht am Hindukusch verteidigt, auch nicht in Zypern, und schon garnicht auf den Golanhöhen. Die internationale Bedrohungslage ist eine völlig andere als noch vor 15 Jahren, und deswegen ist das, was sich Österreich an Streitkräften leistet, völlig falsch strukturiert.
Wie schon gesagt, allgemeine Wehrpflicht entspricht nicht mehr dem allgemeinen Konsens, und trotzdem erhält ein völlig falsch strukturierter Wehrkörper selbst am Leben. Wofür wird das Bundesheer heutzutage primär benötigt? Für Katastropheneinsätze wie etwa bei Hochwasser, Lawinen, Erdbeben oder Tsunamis, sowie für internationale Einsätze mit UNO-Mandat. Warum brauchen wir dann noch eine Wehrpflicht? Warum können wir das nicht entsprechend strukturieren, nämlich in ein Äquivalent zum Technischen Hilfswerk (THW) in Deutschland, eine schnell mobilisierbare Truppe von Professionalisten für die Landesverteidigung am Boden und UNO-Mandate, sowie eine Fliegertruppe für die Landesverteidigung in der Luft? Weil sich das Bundesheer in seiner derzeitigen Form selbst am Leben erhält, völlig aufgebläht, und mit mächtiger Unterstützung im Hintergrund. Denn welche so große Institution, deren Sinn so angezweifelt wird wie die des Bundesheers, hat schon einen eigenen Minister? Da steckt viel Macht dahinter, und niemand der Obrigen will seine eigene Macht beschneiden. Deswegen wird sich das nicht ändern, Reform hin oder her.
Und ein weiterer Aspekt kommt da noch dazu, der zu oft übersehen wird, ist folgender: gäbe es keine Wehrpflicht, gäbe es keine Legitimation für den Zivildienst. Im Zivildienst steckt eine riesige Menge an Arbeitsleistung, vorwiegend im Sozialsektor angesiedelt, mit lachhaften Löhnen bedacht. Und genau das hat fatale Auswirkung auf den gesamten Sozialsektor, es werden nämlich die allgemeinen Löhne für "einfachere Arbeiten" gedrückt. Niemand stellt dafür jemanden an, wenn er als Träger auch billige Zivildiener haben kann. Das zerstört einen nicht zu unterschätzenden Teil des Arbeitsmarkt im Sozialsektor. Würde der Zivildienst wegfallen, so wären die Träger gezwungen, endlich einmal anständige Löhne für die oft harte Arbeit zu zahlen (man denke da z.B. an die anstrengende, nervenaufreibende und belastende Arbeit von Sanitätspersonal), da der Bedarf nicht allein durch Freiwillige gedeckt werden kann. Das heisst, neben dem Bundesheer steht da noch eine weitere, einflussreiche Gruppe dahinter, dass der Grundwehrdienst ja nicht abgeschafft wird.
So, das war mal der praktische Aspekt, jetzt möchte ich noch ein paar Wort zu den ethichen Aspekten verlieren. Der Grundwehrdienst als solches stellt ein massiver Grundrechtseingriff dar, da für eine Zeit von 6 Monaten das freie Handeln des GWD-Leistenden vom Staat eingeschränkt wird. "Leider" wird das ganze durch eine explizite Ausnahme legalisiert. Moralisch kann ich mich nicht damit einverstanden erklären, dass solche Eingriffe passieren, rechtlich gesehen muss ich dem unterordnen, nehme mir allerdings auch mein Recht heraus, die grundsätzliche moralische Unrichtigkeit des gesamten Konstrukts zu kritisieren. Niemanden Handlungsfreiheit ist einzuschränken, solange er niemand anderem schadet. Das ist letztendlich die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben.
Und schließlich und endlich gibt es weiteren Aspekt am österreichischen Bundesheer, der höchst problematisch ist, und zwar die vor einiger Zeit aufgedeckten Folterpraktiken in gewissen Kasernen. Nur soviel dazu: meiner Meinung nach sind diese Probleme nicht punktuell, sondern ein strukturelles Problem, ausgelöst durch ein teilweise groteskes Selbstverständnis, verbunden mit einem vorzugsweise konservativen Weltbild in den "Führungsschichten", und einer "Tradition", die Ansätze eines "Korpsgeistes" erscheinen lässt. Ja, ich weiss, das sind harte Vorwürfe, aber sie sind nicht von der Hand zu weisen, wenn man mal etwas genauer darüber nachdenkt.
So, damit ist das Ende meines Rants über das österreichische Bundesheer erreicht. In dieser doch sehr kritischen Analyse konnte ich bis jetzt nichts positives entdecken (ausser dem Umstand, dass ich endlich mal ordentlich "ballern" können werde *hrhr*). Hinzu kommt, dass noch nicht einmal gesichert ist, dass über die Zeit meines GWD die vollständigen Kosten meiner Wohnung vom Bundesheer getragen werden. Um die Konsequenzen zu überspitzen: durch den GWD kann man in den Ruin getrieben werden. Zwar wird das in meiner Situation (dank meiner mit der Zeit zusammengetragener, relativ umfangreicher Geldreserven) nicht so sein, aber es gibt Leute mit wesentlich weniger Einkommen und Vermögen, da ist es nicht so unwahrscheinlich, dass sowas auch passieren kann.
Sunday, January 8. 2006
So, ab morgen "darf" ich 6 volle Monate beim österreichischen Bundesheer verbringen. Da für mich das Bundesheer nur "second choice" war, und ich das aus primär pragmatischen Gründen mache (ich hätte sonst meine derzeitige Wohnung nicht gekriegt, hätte ich Zivildienst gemacht), und ich dem ganzen Verein sowieso etwas distanziert gegenüberstehe, werde ich die Gelegenheit nutzen, das österreichische Bundesheer, bzw. den Teil, mit dem ich Kontakt haben werde, etwas näher kennenzulernen, und kritische Aufzeichnungen in Form eines Tagebuchs darüber zu führen, ganz nach dem Motto "know thy enemy".
Normalerweise ist das Bundesheer ja überwiegend mit negativen Assoziationen (wie betrunkenen Grundwehrdienern in Uniform oder tödlich verunfallten betrunkenen Grundwehrdienern in Uniform oder laut randalierenden betrunkenen Grundwehrdienern in Uniform oder Scheinexekutionen von Grundwehrdienern in Uniform in kleinen Folterskandälchen) besetzt, deswegen werde ich das Bundesheer auch für eine gewisse Selbstdisziplinierung verwenden, die ich wahrscheinlich auch brauchen werde, um dort nicht völlig zum Proleten zu mutieren. Das heisst, ich nehme mir vor, dort nicht mit dem Rauchen anzufangen, nicht übermäßig Alkohol zu trinken, und vor allem ein gewisses sprachliches Niveau zu halten, also z.B. "ABC-Schutzmaske" statt "Gummifut" und "Sterne" statt "Keks" zu sagen.
Auf jeden Fall geht es morgen spätestens um 11 Uhr los - zu diesem Zeitpunkt muss ich in Hörsching sein. Auf dass ich die Grundausbildung überlebe. Oh Graus.
Monday, January 2. 2006
Dass es bei der ganzen Knallerei zu Silvester immer schön raucht und stinkt, ist ja allseits bekannt, was allerdings nicht so recht bekannt ist, ist die zusätzliche Feinstaubbelastung genau zu dieser Zeit. Das Land Oberösterreich stellt eine Online-Abfrage der Luftgütedaten zur Verfügung, und ich hab da einfach mal über den Zeitraum von 26. 12. 2005 bis 2. 1. 2006 eine Abfrage über die Konzentration von "Schwebstaub PM10" (= Feinstaub) gemacht, und da sieht man recht schön, wie die Feinstaubkonzentration peakt:
Tuesday, December 27. 2005
Friday, December 9. 2005
Diesen sperrigen Titel trägt der Film, den ich mir heute im Kino angesehen habe. Ein völlig ungewöhnlicher Film, da er nichts anderes ist als eine Zusammenstellung von historischen Filmdokumenten aus ca. den Jahren 1926 bis 1980, wobei das Hauptaugenmerk auf die Zeit zwischen 1930 und 1950 gelegt wurde. Gezeigt wurde alles mögliche, von der Zeitrafferaufnahme des Austausches der Donaubrücke nach Steyregg durch eine neue Konstruktion (inkl. Hinweis "Die folgende Aufnahme ist in 30facher Geschwindigkeit, weswegen die Bewegungen der beteiligten Personen unnatürlich wirken"), über die Feierlichkeiten des katholischen Heimatverbandes, den Einzug von Adolf Hitler in Linz 1938, austrofaschistische Berichterstattung über den Februaraufstand 1934 bis hin zur Einweihung des neuen Hochofens der VÖEST und dem Besuch von Chruschtschow bei eben dieser Firma. Auf jeden Fall eine geschichtlich hochinteressante Dokumentation des Lebens zur damaligen Zeit, sehr objektiv gehalten, das die gesellschaftlichen Umstände in filmischer Art und Weise anschaulich darstellt.
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